Blockflöte

Was ist die Blockflöte für ein Instrument? Bei kaum einem anderen Instrument klaffen Bekanntheitsgrad und Beurteilung so weit auseinander wie bei der Blockflöte. Ist die Blockflöte ein historisches Instrument? Oder ein Kinderspielzeug? Manchmal wird das Blockflötenspiel auch als Vorstufe bis zum Erlernen eines „richtigen“ Instrumentes betrachtet.

Die Klangentstehung
Der geformte Luftstrom gerät an der Anblaskante des Labiums in Schwingung, so dass die Luft abwechselnd ins Innere der Flöte und nach außen strömt. Die Frequenz der Schwingung und damit die Tonhöhe wird durch Resonanz mit der Luftsäule im Inneren des Instruments bestimmt. Bereits durch einfaches Hineinblasen ist das Erzeugen eines Tones möglich. Allerdings ist der fortgeschrittene Blockflötist in der Lage, durch verschiedene Anblastechniken eine Vielzahl an Klangvariationen zu erreichen.

Der Tonumfang der einzelnen Blockflöten beträgt jeweils etwa 2 Oktaven. Moderne, neu entwickelte Modelle erreichen einen Tonum- fang von etwas mehr als 3 Oktaven. Gängig sind heute vor allem die Sopran- bis Bassblockflöten.

Ursprünge
Die Blockflöte hat eine lange Geschichte. Bereits im 14. Jahrhundert zählte die Blockflöte zu den wichtigsten Holzblasinstrumenten. Sie verdrängte die Schalmeien der Antike und des frühen Mittelalters. Die verwendeten Blockflötentypen waren noch zylindrisch gebohrt und bestanden nur aus einem Stück. Sie klangen dadurch mild, weich und obertonarm, worauf die Bezeichnungen Flûte douce bzw. Flauto dolce zurückzuführen sind. Sie waren durch diese Klangcharak- teristika besonders geeignet, Gesang zu unterstützen.

Die Barockzeit
Im 16. Jahrhundert war die Blockflöte geradezu ein modisches Instrument. Wohlhabende Familien besaßen ganze Sammlungen von Blockflöten verschiedener Größe. Freunde luden sich gegen- seitig zu langen Abenden mit Gesang und Blockflötenspiel ein.

In der Musik des Barocks löste sich die Instrumental- von der Vokalmusik. Neben einer höheren Anforderung an die Virtuosität eines Instruments machte dies auch ein anderes Klangspektrum erforderlich. Der Klang eines Instruments hatte sich deutlicher von dem Klang des menschlichen Gesangs zu unterscheiden. Bei der Blockflöte wurde dies durch eine andere Bauweise erzielt. Der Körper der Blockflöte wurde aus drei Teilen zusammengesetzt; das Rohr wurde umgekehrt konisch gebohrt (unten enger als oben) und die Grifflöcher enger aneinander gesetzt. Seit dem 16. Jahrhundert war bei den Instrumenten darüber hinaus das Daumenloch auf der Rückseite üblich. Der Ton der Blockflöte wurde damit klarer, heller und obertonreicher.

Die Komponisten des Barocks schrieben Musik für Blockflöten in unterschiedlichen Besetzungen. Dabei tritt vor allem die Altblockflöte – in geringerem Maße die Sopranblockflöte – auch als Soloinstrument in Sonaten und teilweise in Konzerten hervor.

In England war es Georg Friedrich Händel, der in seiner langen Schaffensperiode in London eine Vielzahl von Sonaten für Blockflöte und basso continuo schrieb, gleichsam als Nebenprodukt seines Wirkens als Komponist großer Suiten, Opern und Oratorien. Hier war im Barock die Blockflöte das Melodieinstrument für den Amateurmusiker.

Verwendung in der Musik des 20. und 21. Jahrhunderts
Nachdem die Blockflöte im 19. Jahrhundert von den Komponisten „stiefmütterlich“ verwendet wurde, wurde sie in den 1920er Jahren wiederentdeckt, als man sich um ein möglichst originalgetreues Klangbild der Renaissance- und Barockmusik bemühte.

Wichtige moderne Komponisten wie Luciano Berio, Paul Hindemith, Benjamin Britten, Leonard Bernstein oder Mauricio Kagel haben Musik für Blockflöten geschrieben. Die Literatur für die Blockflöte ist im 20. Jahrhundert zu einem gewaltigen Umfang angewachsen und wächst auch im 21. Jahrhundert dank zahlreicher neuer Kompo- sitionen kontinuierlich weiter.

Gelegentlich wird die Blockflöte auch in der Pop-Musik verwendet. Sie taucht in Stücken von so unterschiedlichen Gruppen wie den Beatles und den Rolling Stones sowie Jimi Hendrix auf. Der Jazzmusiker Keith Jarrett hat zwei gesamte Alben mit der Blockflötistin Michala Petri aufgenommen, auf dem er selber Cembalo spielt. Blockflöten spielen darüber hinaus in der Folkmusik eine wichtige Rolle.

Verwendung in der Musikpädagogik
Die Grundbegriffe des Spiels auf der Blockflöte – insbesondere der Sopranblockflöte – können von Kindern bereits im Vorschulalter leicht erlernt werden, so dass die Blockflöte häufig als Einstiegsinstrument eingesetzt wird. Erste Spielerfolge lassen sich sehr rasch erzielen, da weder eine komplizierte Ansatz- noch eine allzu virtuose Grifftechnik erforderlich ist.

Für Blockflötenpädagogen ist es eine beliebte Herausforderung, Schülern den Weg von den ersten schnellen Erfolgen zu den Herausforderungen der Blockflötenliteratur vom Mittelalter bis zur Gegenwart aufzuzeigen.